Bukarest und Istanbul

Georgien
News
Autor:in

žuk

Veröffentlichungsdatum

15. September 2024

Die ICE-Fahrt nach Wien war ganz schön anstrengend. Dank Reservierung hatte ich zwar einen Platz, allerdings war es sehr voll und mein Vierer war durchgehend belegt. Beinfreiheit gab’s jedenfalls nicht. Lustig war, dass erwartungsgemäß um 11 Uhr alle Smartphones bimmelten. Da hab ich die Rentner*innen gegenüber von mir erstmal über den Warntag aufgeklärt. Es war wirklich lustig.

In Wien angekommen, habe ich mich erstmal irgendwo hingeparkt, was gegessen und gewartet. Dann liefen mir nano und Tabea über den Weg (anders kann man es wirklich nicht nennen), wie praktisch. Mit den beiden fahre ich den Rest der Strecke zusammen.

Der Nachtzug war ein bulgarischer Zug und wir waren im selben Wagen. Kurz vor acht rollen wir Richtung Bukarest. Wie toll! Aber da es dunkel war, hat man noch gar nicht so viel gesehen. Ich bin mit einem Erasmus-Menschen mit Ziel Istanbul, einem schweigsamen Rumänen und einer Rumänin, die zwei Wochen in Wien arbeitet und zwei Wochen zu Hause ist und recht oft betont, dass das noch ok für eine Mutter-Kind-Beziehung ist (ich will das gar nicht werten, aber sie hat es wirklich sehr oft betont 😅). Paula, der Erasmus-Mensch studiert in Freiburg den gleichen Studiengang wie Clara (nicht meine Schwester), Liberal Arts and Sciences. Lustig.

Eisenbahnromantik kommt auf jeden Fall auf ihre Kosten!

Auf der Fahrt hab ich erstmal viel gelesen, vor allem das Länderporträt über Georgien von Dieter Boden, der langjähriger Leiter der dortigen UN-Mission war. Und ich habe mich über einen tollen Brief gefreut, den ich jetzt erst gelesen habe.

Der Innenraum.

Mitten in der Nacht haben wir dann die ungarische und später die rumänische Grenze passiert. Einmal verschlafen den Pass zeigen. Dann noch einmal. Fertig.

Links bulgarische Kleinfelder. Rechts unser Nachtzug – inklusive žuk an Bord :)

Ok, ja, noch mehr Eisenbahnromantik. Aber ich bin ja auch Modelleisenbahner, ist verständlich, ok? ;)

Dank EU-Roaming gibt’s recht viel Internet. Wie schön. Ab und zu schreiben tut gut.

Bukarest ist spannend. Unser Hostel ist nah beim Bahnhof. In der Küche läuft sehr tolle Gitarrenmusik, der Innenhof ist toll. Wir machen eine Free-walking-Tour und hören viel zur Geschichte und die Monarchen und kommunistischen Diktatoren Rumäniens. Bukarest wird für mich vor allem als konsistenter Stilbruch in Erinnerung bleiben. Die verschiedenen Epochen reihen sich aneinander, als könnten sie gar nicht voneinander lassen. Und auch wenn vieles eher heruntergekommen aussieht, werden zahlreiche Gebäude renoviert oder sind es schon.

Bukarest: Im Hintergrund ein (gefühlt) halb zerfallenes Haus, im Vordergrund wird schick renoviert.

Schlafen, dann geht’s weiter. Diesmal im türkischen Nachtzug, der im Laufe seiner Fahrt oft umgekuppelt werden wird. Wir fahren erst lange durch Rumänien und kommen an einem Ölfeld und riesigen Feldern vorbei, größer als bei mir zu Hause – den Tag davor waren es vor allem kleinere Felder, an denen man ganz wunderbar die Dreifelderwirtschaft sehen konnte. Leider kann man sich in diesen Wagen nicht so schön aus dem Fenster lehnen wie bei dem rumänischen.

Das Bukarester Rainbow Restaurant. Ob es inhaltlich über Regenschirme hinaus geht, hab ich nicht herausgefunden.

Ah, es gibt noch eine lustige Geschichte vom Einsteigen heute. Unsere Plätze waren einfach doppelt gebucht. Es gab (auch deutsche) Passagiere, die dieselben Plätze hatten wie wir. Glücklicherweise hat der Zugmensch eine schnelle Lösung gefunden. Wir haben dort geschlafen, wo sonst er geschlafen hätte.

Das Logo der rumänischen Eisenbahn ist einfach ein geflügeltes Rad. Laut Nele steht die Abkürzung CFR für „Chamäleons für Regierung“. Ob das die Forderung nach einer Chamäleonregierung meint oder dass unsere Regierung Chamäleons bekommen sollte, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

Dann sind wir durch Bulgarien gefahren. Zwischendurch hatten wir immer wieder längere Aufenthalte. Man muss sich das so vorstellen. Wir sind in Bukarest mit drei Wagen losgefahren, einer davon unserer. Aber nur unserer fuhr auch nach Istanbul, die anderen beiden woandershin. In Gorna (irgendwo in Bulgarien) wurden wir dann von den anderen beiden abgekoppelt und auf ein anderes Gleis manövriert. Da standen wir dann länger allein rum und dann kamen zwei andere Wagen, die an uns drangekoppelt wurden und später noch eine Lok. Alles ein sehr spannender Vorgang.

Hallo, das bin übrigens ich vor unserem türkischen Nachtwagen in Gorna.

Dann hatte ich langsam kränkelnde Gefühle und hab mich viel ausgeruht. Geholfen hat das sicher was, aber krank bin ich trotzdem geworden. Auch der Strom im Wagen funktionierte recht bald nicht mehr und das konnte auch nicht mehr gelöst werden während der Fahrt. Das heißt, wir hatten nicht mal Licht. In Rom ist uns das mit einem Schlafwagen auch schonmal passiert, da hat die Bahn dann den Wagen aus Sicherheitsgründen gesperrt. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass sie uns nicht rausgeworfen haben.

Ein Großteil der Strecke ist tatsächlich (Bild ist ein nicht repräsentatives Beispiel) eingleisig.

Im Gebirge zwischen Bulgarien und der Türkei sind wir mit dem Zug eine Schleife gefahren, um Höhe zu machen. Wir haben uns (wenn auch nicht auf der gleichen Höhe) also einmal überquert. Höchst spannend.

Ganz schön fertig und kaputt (weil krank) habe ich mich dann durch die Grenzkontrolle der Türkei gewackelt. Hab jetzt einen original türkischen Stempel im Pass. Es ging alles glatt, aber hat ewig lang gedauert. Wir standen mindestens 1,5 Stunden dort rum. Um 10 Uhr Ortszeit sind wir dann in Istanbul angekommen. Bis zum Hostel, dass sich richtig nah an der Hagia Sofia befindet, mussten wir noch ganz schön weit fahren und etwas laufen. Danach bin ich ins Bett gefallen und bis zum Abendessen nicht aufgestanden. Mittlerweile geht es mir ganz ok, aber gesund würde ich es nicht nennen.

Morgen geht es nach Ankara und von da aus weiter mit dem Nachtzug nach Erzurum. Hoffen wir, dass alles klappt und ich bald wieder richtig gesund bin. Bis bald!