Ich bin in Georgien! Und gerade sitze ich sogar schon im Auto nach Tbilissi. Aber eins nach dem anderen….
Zuvor noch ein paar nachträgliche Bilder aus Istanbul:
Nach einem (für mich) Ruhetag in Istanbul ging es mir gesundheitlich deutlich besser, wenn auch immer noch lange nicht gut. Von Istanbul ging es weiter in einem türkischen Schnellzug (dasselbe Modell wie der neueste ICE 3). Es scheint eine Prestigestrecke zu sein – überall war Erdogan auf Plakaten abgedruckt. Nach vier Stunden sind wir in Ankara angekommen. Theoretisch gab es Free Wifi, allerdings hat die Verbindung bei keinem von uns dreien funktioniert.
In Ankara ging es dann in den Nachtzug, dasselbe schon bekannte Modell, diesmal sogar mit Strom im Gepäck. Das ganze unter dem Label „Doro-Express“. Wir fahren am frühen Abend los und es ist so toll, rauszuschauen und diese vielfältige Landschaft zu genießen. Es gibt Täler und karge Felsen, die etwas an die typischen USA-Canyons erinnern. Leider gab es wieder keine Schiebefenster, sonst hätte ich ganz viele tolle Fotos gemacht. Jetzt müssen Beschreibungen reichen. Wir sind mit einem Fluss gen Osten gefahren. Dann ging die Sonne unter, traumhaft.
Und dann ging es mir wieder etwas schlechter.1 Ich bekam sehr viel Schnupfen und war sehr schwach, hab schlecht geschlafen, die ganze Zeit nur gelegen. So richtig besser wollte es nicht werden.
Dann sind wir da, in Erzurum, einem verschlafenen Bahnhof mit wohl sehr expandierender Stadt hinten dran. Der Busbahnhof ist sehr weit draußen, da müssen wir erstmal hinkommen. Dort angekommen haben wir immer noch acht Stunden Wartezeit. Unser Bus fährt erst 1:30 Uhr los. In Erzurum fahren jedenfalls wesentlich mehr Busse als in Ankara Züge 😂. Auch im Busbahnhof wieder das Phänomen: Theoretisch Wifi, praktisch funktioniert die Verbindung bei uns nicht. Ist vielleicht besser, ich hab eh keine Kraft für Kommunikation. Seit längerem ist mein rechtes Ohr zu, das ist sehr belastend. Ich höre richtig schlecht seitdem. Und ich bin auch einfach ziemlich fertig.
Busfahrt nach Hopa, Türkei, bis 5 Uhr. Sehr kurze Nacht. Von dort aus mit Taxi nach Sarpi an die Grenze (20 €).
Der Grenzübergang geht schnell, erwähnenswert ist nur die sehr schlecht gelaunte Grenzbeamtin, die total pissig auf mich war, auch weil ich sie wegen meines Ohrs nur sehr schlecht verstanden habe. Aber sonst alles gut gegangen. Ich hab’s nach Georgien geschafft!
Dort habe ich erstmal Wlan von einem Wettbüro. Ich kontaktiere Lewan, dass ich viel früher da bin als gedacht. Lewan ist ein sehr guter Freund von Ingo, dem Cousin meiner Mutter, der auch sehr toll und herzenslieb ist. Lewan und er kennen sich aus Moskau, wo Ingo studiert hat, seit über 40 Jahren. Das ist echt ganz schön lang. Lewan sagt, Familie Bachmann ist wie eine zweite Familie von ihm. Wie schön, dass es so ist!
Ich vertreibe mir die Zeit mit Dösen und mit Nele telefonieren. Nano und Tabea sind schon los Richtung Svanetien, ich warte auf Lewan.
Der kommt tatsächlich etwas früher und wir finden uns nach etwas Kuddelmuddel. Dann geht’s los. Er wohnt in Tsipnari, das man mit Buchhof übersetzen könnte. Es geht durch Batumi, dessen Casinos und Luxushotels mich sehr ans Frankfurter Bankenviertel erinnern. Batumi ist die drittgrößte Stadt Georgiens und liegt an der Schwarzmeerküste. Dann weiter Richtung Kutaissi. Bevor wir zu ihm nach Hause fahren, gehen wir einkaufen: Eine georgische Sim-Karte, Medikamente, Essen, Obst.
Bei ihm angekommen, lege ich mich erstmal hin. Ich bin einfach komplett fertig. Dann gibt es Essen, danach wieder Schlafen. Ich schlafe von halb sieben bis um sieben (das am Morgen), dann nochmal bis neun. Da hat sich echt was angestaut. Aber es tut so gut! Nach dem Frühstück dusche ich, dann wieder ruhen, Essen, dann telefoniere ich mit Nele und meinen Eltern, was sehr toll ist.
Und ich muss vom Essen erzählen. Diese Tomaten sind so intensiv. Und die Melonen erst! Es ist einfach alles georgisch und schmeckt so gut!
Lewan erntet Trauben, sortiert sie und erzählt mir ganz viel über sein Leben. So interessant ist das! Er war ganz lange Bänker und dann vieles verschiedenes. Oft betont er, dass er eigentlich Städter ist, aber jetzt wohnt er auf dem Land mit seiner alten Mutti (georgisch: დედა, sprich: deda), die mit 92 wirklich noch sehr agil ist, was aufgrund von Alzheimer nicht immer ein Vorteil ist. Ein bisschen erinnert sie mich an meine Oma aus Leipzig. Lewan ist ein sehr herzenslieber Mensch, er bietet mir überall Hilfe und Möglichkeiten an, wo er Menschen kennt oder was ich alles machen könnte, wenn ich will. Und er sagt auch, ich soll nicht zu viel Alkohol trinken (ich hatte vorher eher gehört, dass man aufpassen muss, sich nicht aus Versehen abfüllen zu lassen), sehr sympathisch. Es ist recht einfach, aber sehr wundervoll bei ihm zu Hause. Früher war das sein Sommerhaus, heute lebt er dort. Unten ist es aus Stein, oben aus Holz. Die zwei Nächte schlafe ich oben in einem Zimmer.
Eigentlich ist heute, am 20.09., Orientation Day, aber ich habe mich abgemeldet, weil krank. Die richtige Entscheidung. Jetzt fahre ich mit einigen Nachbarn und Verwandten Lewans nach Tbilissi, wo ich seinen Cousin treffe, bei dessen Mutter ich die erste Zeit, solange ich möchte, wohnen kann. Ich bin ganz gespannt, wie alles wird und weiter geht.
Jetzt sitze ich also im Auto und dort in den frühen Ausläufern des kleinen Kaukasus, wo Lewan wohnt, hab ich nur gedacht, es ist alles schön! Zwischendurch war es flach, jetzt wieder hügelig.
In Georgien Auto fahren ist ’ne spannende Sache, sage ich euch schonmal.
Ach ja: Ich kann hier Bundesliga, Champions League, Premier League, alles schauen für 14 Lari im Monat. Das sind 4,30 €. Der Hammer.
PS: Wem ein paar Fragezeichen im Kopf aufkamen, als sie den Titel des ersten Georgien-Blogbeitrags gelesen haben, dem sei ein Video ans Herz gelegt (wer nicht warten kann: 1:14:47):2 https://www.youtube.com/watch?v=IVchQzIK0C4