Anfang der Woche ergab sich eine sehr aussichtsreiche Möglichkeit: Wandern in Svaneti (სვანეთი) vorm Winter. Die Wandersaison in სვანეთი (Svaneti) ist nämlich – wie auch in anderen kaukasischen Landesteilen Georgiens stark vom Winter abhängig. Einerseits ist es zu kalt, andererseits sind viele Straßen nicht mehr befahrbar. Jetzt, Mitte Oktober, sind die letzten Tage der diesjährigen Wandersaison und deswegen war diese Möglichkeit ziemlich toll und ich habe ganz spontan gesagt, dass ich sehr gerne mitkommen würde.
Letztlich waren wir dann doch nur zwei – Ulrike, eine Kommilitonin aus Berlin, und ich. Die Route, die wir geplant hatten, ist eine touristisch wohl sehr populäre und in der Hochsaison wohl auch stark frequentiert – von daher war jetzt der perfekte Zeitpunkt, zumal der Herbst das Land nochmal in einem anderen Licht zeigen würde als im Sommer.1
Unser Plan war es, am Donnerstag die მარშრუტკა (Marshrutka) um 7 Uhr nach Mestia (მესტია) zu nehmen. Nach einer zehnstündigen Fahrt dann in მესტია (Mestia) anzukommen, dort zu übernachten und am nächsten Morgen die erste von vier Etappen Richtung Ushguli (უშგული) zu laufen. Am Montag würden wir dann in უშგული (Ushguli) ankommen, nach მესტია (Mestia) zurückfahren, übernachten und am Dienstag gegen Abend zurück in თბილისი (Tbilisi) sein. Donnerstag und Freitag habe ich glücklicherweise keine Uni-Veranstaltungen, Montag ist zufälligerweise Feiertag und Dienstag wird gesch…
Die Fahrt war zwar anstrengend, aber auch irgendwie schön. Ulrike und ich lernten uns etwas kennen (wir kannten uns vorher gar nicht), schauten viel aus dem Fenster und bewunderten die vorbeiziehende Landschaft und schliefen etwas. 7 Uhr losfahren bedeutet nämlich 6.30 Uhr da sein, um sich einen guten Platz zu sichern (reserviert hatten wir telefonisch schon vorher). Das wiederum bedeutete, dass ich ein Bolt-Taxi buchen musste (was um die Zeit 25 Lari kostet), da die Metro erst ab 6 Uhr fährt und die Strecke mehr als 45 Minuten braucht.
In მესტია (Mestia) angekommen suchen wir uns ein erschwingliches Guesthouse und schauen uns etwas um. Berühmt sind die sogenannten Wehrtürme, die auch teilweise UNESCO Weltkulturerbe sind. So ergibt sich eine ähnliche Skyline wie in San Gimignano, allerdings mit wesentlich mehr Bergen.
Im Zentrum ist tatsächlich (bis auf die Türme) das meiste gar nicht so alt, weil vieles für Tourist*innen ausgebaut wurde. Es gibt unzählige Hotels und Guesthouses. Sogar einen eigenen (wenn auch kleinen) Flughafen.
Am nächsten Morgen ging es dann los. Ich habe zwar Ausrüstung dabei für den Notfall – das stellte sich aber im Verlauf als ziemlich unnötig heraus, da die Guesthouses noch alle offen haben. Zelten ging sowieso nicht, weil Ulrike keine Ausrüstung dafür dabei hat. Es ging also los und war direkt richtig schön. Die Farben, die uns die Natur hier präsentiert, kann man sich nicht ausdenken, so viele tolle Kontraste – es ist einfach wundervoll. Ich lasse mal ein paar Bilder sprechen.
Unser Weg verläuft gemächlich nach oben. Wir haben heute erst einen Anstieg von circa 500 Höhenmetern und dann geht es fast genauso viel wieder runter nach ჟაბეში (Zhabeshi)2.
Als wir in ჟაბეში (Zhabeshi) ankommen, spricht uns ein kleiner Junge an und fragt uns, ob wir ein Guesthouse suchen. Das tun wir und da der Preis passt, bleiben wir und lernen Moritz kennen, einen Urlauber aus Lüneburg in unserem Alter, der ebenfalls diese Tour macht und mit dem wir fortan zusammen wandern. Das Essen ist toll und lecker und wir sind sehr kaputt vom Tag.
Der nächste Tag hielt den größten Anstieg bereit. Von 1.600 Meter in ჟაბეში geht es bis zu 2.700 Meter hoch – und 700 davon wieder runter. Das ist wirklich sehr anstrengend, aber man wird belohnt durch einen sagenhaften Ausblick…
In ადიში (Adishi) nächtigen wir nun zu viert, denn wir haben auf den letzten Metern noch Niko aufgegabelt, der die erste und zweite Etappe einfach an einem Tag gelaufen ist. Krass. Er kommt aus Brandenburg und ist auch Urlauber. Guesthouses sind übrigens äußerst günstig. Für 60-90 Lari (20-30 Euro) bekommt man hier ein Bett, Abendessen und Frühstück.
Am nächsten Tag geht es weiter Richtung იფრარი (Iprari). Es liegt eine Flussdurchquerung eines Gletscherflusses vor uns.
Angekommen in ხადე (Khade) kommen wir im letzten Guesthouse unter – die anderen haben längst zu. Und auch unser Gastgeber fährt in einigen Wochen. Leider leidet unsere Verpflegung auch unter diesem Faktum und so ist unsere Ernährung mehr auf selbsgebrannten ჯაჯა (Dschadscha), Schnaps aus Wein, ausgerichtet als auf ein umfangreiches Essen. Ich kann mich glücklicherweise ganz gut rausziehen. Am nächsten und letzten Wandermorgen regnet es wieder, auch in der Nacht hat es viel geregnet. Der Weg ist schön, es geht viel hoch und runter und irgendwann sind wir da.
Von უშგული (Ushguli) fahren wir zurück nach მესტია (Mestia), wo wir nochmals nächtigen und dann um 8 Uhr die მარშრუტკა (Marshrutka) nach Tbilisi nehmen. Gegen 17/18 Uhr sind wir wieder in der Hauptstadt.
Aktuelle Empfehlungen
- Musical: Falls ihr es noch nicht mitbekommen habt: Die Wiederaufnahme von „Carrie“, dem Musical, in dem Nele die Hauptrolle spielt, ist in vollem Gange. Nele spielt folgende Termine: 18.10., 24.10., 25.10. und 27.10. Mehr hier.
Fußnoten
Die Tour ist hier sehr gut beschrieben: https://www.caucasus-trekking.com/treks/trek-mestia-to-ushguli.↩︎
Zh bedeutet in der englischen Transliteration ein ž, also wie das zweite g in Garage.↩︎
Hier haben wir die ხაჩაპური gekauft: https://www.openstreetmap.org/node/6487298285↩︎