Es ist ganz schön viel Zeit ins Land gegangen seit meinem letzten Blogpost. Anfangs ist einfach nicht so viel passiert und dann aber viel zu viel – und schwups, sind drei Monate rum. Naja, dann probier ich’s mal…
Ich war Ende Januar stehengeblieben und danach kamen vor allem meine Prüfungen. Die waren eigentlich recht entspannt und auch teilweise spannend. Beispielsweise habe ich Sandmännchenfolgen qualitativ untersucht bezüglich inhaltlichen Wandlungen durch die Wende, mit wenig überraschenden, aber für mich trotzdem sehr spannenden Ergebnissen. Dabei ist auch ein Blogartikel für den Academic Blog von Media Voice entstanden. Den kann man hier lesen.
Ja, und dann war schon Mitte bis Ende Februar und irgendwann haben sich Jockel und erbse gemeldet und dann hatte ich Besuch. Wir haben uns die ersten Tage erstmal die Stadt angeschaut, waren ხინკალი (Khinkali) essen. Unter anderem waren wir auch in der Oper in „Carmen“ (Oper kann ich sehr empfehlen, ein wunderschönes Gebäude, auch wenn erbse vermutlich auch heute noch ihre Enttäuschung über die schwache Inszenierung betonen würde ;) ), wo wir spontan und zufällig Mona getroffen haben, die in Georgien auf Dienstreise war. Es gibt wirklich wenige Momente, die ich so sehr feiere wie in der Oper kurz vorm Flugmodus-Einschalten eine Nachricht zu bekommen „Na, gerade in der Oper in Tbilissi?“. Die Welt ist ein Dorf…
Dann kam einige Tage später Nele in Kutaisi an und danach waren wir ein paar Tage auf Fahrt. Es ist normalerweise nicht sehr kalt in den niederen Gefilden Georgiens, aber diese eine Woche, wo wir überschneidende Zeit von uns vieren hatten (erbse musste Anfang März schon wieder zurück), war es so krass kalt, wir hatten jede Nacht -10° und beim Peak -14°. Ich habe jede Nacht gefroren.
Wir fuhren nach ასურეთი (Assureti), einem Dorf ehemals deutscher Auswanderer*innen (deswegen gibt es da auch eine „deutsche“ Kirche) und wanderten in die Richtung კოჯორი (Kojori), denn dazwischen gab es Wanderwege. Es war unfassbar schwer, bei den Temperaturen eine Route zu finden, wo es auch schöne Wege gibt, aber gleichzeitig nicht zu kalt ist. Die -14° waren quasi mit die Höchsttemperaturen in der Nacht für diese Zeit. So krass…
Wir hatten zwar ein Zelt dabei, aber es lag überall Schnee, deswegen suchten wir uns ein halbverfallenes Haus für die erste Nacht.
Seitdem begleitete uns fortan ein sehr lieber Hund, den wir dann „Murmel“ tauften.
Die zweite Nacht schliefen wir in einer Kirche (natürlich nicht, ohne vorher zu fragen) und dann ging es weiter. Aber irgendwie war die Orientierung nicht so leicht und so landeten wir unbeabsichtigt in კიკეთი (Kiketi), wo wir keinen schneefreien Schlafplatz mehr fanden. Tatsächlich fuhr aber zufälligerweise ein Bus bis nach თბილისი (Tbilisi), den wir dann ergriffen, denn es dämmerte längst.
Nach der Fahrt waren Jockel, erbse und ich noch bei den „Chronicles of Georgia“, einem riesigen Monument, wo Eckpunkte der georgischen Geschichte dargestellt sind. Das war sehr schön, da hochzustiefeln.
Dann ging es für erbse zurück und wir hatten noch eine schöne Zeit zu dritt, unter anderem fuhren wir nach ბაკურიანი (Bakuriani), dem Winterskigebiet Georgiens.
Ja, und dann waren wir noch Reiten – das war nämlich der eigentliche Anlass, nach ბაკურიანი (Bakuriani) zu fahren. Ich saß noch nie auf einem Pferd und wollte das unbedingt mal ausprobieren.
Und dann hat sich Jockel auf den Weg gemacht und ich war mit Nele unterwegs.
Mit Nele war ich dann im Botanischen Garten von თბილისი (Tbilisi) und ich muss sagen: Das ist bisher eines der schönsten Orte hier in der Stadt!
Das ist übrigens der Blick von der Mutter Georgiens aus bzw. der ნარიყალა (Nariqala)-Festung. Da kann man mit einer Seilbahn hoch- oder wie wir runterfahren – und das lohnt sich sehr!!
Nele und ich waren auch ein paar Tage bei Saleko in საგურამო (Saguramo), wo sein Sommerhaus steht (ich sage immer Sommerhaus, aber eigentlich sind die jahreszeitenunabhängig richtig dolle oft da). An einem Tag sind wir zum ზედაზენის მონასტერი (Zedazeni-Kloster) gewandert (ein richtig schöner Weg) und da erwartete uns dann das hier:
An einem Abend haben wir für Saleko Musik gemacht und ein paar Lieder gesungen. Ja, und er war davon so begeistert, dass er alle möglichen Freund*innen und Verwandte angerufen hat, um sie daran teilhaben zu lassen. Er hat bestimmt ein Dutzend Leute angerufen. Es war wirklich unfassbar lustig!
Die Zeit zu viert und zu dritt war sehr toll – aber ich bin auch viel zu weit über meine Grenzen gegangen. Ich habe gelernt, dass es für mich sehr wichtig ist, Raum für mich selbst zu haben, dass ich gerade in der Rolle als Gastgeber aufpassen muss, mich nicht selbst auch in eine Rolle des Unterhalters und ständig Sachen organisieren Müssens hineinzuzwingen – denn das tut mir gar nicht gut. Nun ja, ich nehme viel daraus für mich mit und freue mich auch ein bisschen drauf, das beim nächsten Mal besser machen zu können. Und nichtsdestotrotz war es auch eine schöne Zeit. :)
Das war’s fürs erste. Alles weitere später (ich habe gerade noch viele Fotos auszusortieren). Habt es gut!
Aktuelle Empfehlungen
Als es noch Februar war, hätte das viel besser gepasst, aber es ist nunmal nicht mehr Februar und so schnell wird es auch nicht wieder Februar, deswegen: „Februar“ von FloBêr (mit sehr lohnenswertem Musikvideo), eine Band, zu der ich Teils tiefe freundschaftliche Verbindungen pflege. Kennengelernt habe ich sie tatsächlich durch den eisbrecher, eine jugendbewegte Zeitschrift. Dann habe ich Bernard (der Akkordeonist) und Flo (Gitarre) auf dem Peter-Rohland-Singewettstreit 2022 auf Burg Waldeck kennengelernt – mit diesem Lied. Als Februar-Kind war ich natürlich begeistert und noch viel begeisterter (und überraschter), als Bernard dann im Laufe des Abends „Gras“ von Gerhard Gundermann anstimmte. Es dauerte nicht lang, da hatten wir uns schon sehr verquatscht. Derlei Gesprächen folgten noch viele weitere, am Rande eines Konzerts der „Liedgefährten“ (einem anderen musikalischen Projekt Bernards, dass sich auf Gundis „Koffersongs“ spezialisiert hat)1, auf dem Kirchentag oder bei FloBêr-Konzerten. Lange Rede, kurzer Sinn: FloBêr lohnt sich!
Das Buch „Ungleich vereint“ des Berliner Makrosoziologen Steffen Mau gab es für kurze Zeit auch bei der bpb für 5 €. Leider ist es mittlerweile vergriffen. Ich habe es noch nicht gelesen, aber freue mich schon sehr darauf und würde es auch jetzt schon empfehlen. Der Originalverlag hat auch noch genug Bücher da.
Fußnoten
Leider ist eine tragende Säule der Band im letzten Jahr verstorben. Ich weiß gerade nicht, ob es die Liedgefährten nochmal auf einer Bühne geben wird, aber man findet Teile ihres Programms auch auf YouTube und das lohnt sich sehr (wenn auch die Tonqualität nicht herausragend ist)!↩︎