Rugby, Schwimmen, Fußball

Georgien
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Autor:in

žuk

Veröffentlichungsdatum

3. August 2025

Rugby soll in Georgien ein Ding sein. Laut Wikipedia löste es in den späten Nullerjahren sogar Fußball als beliebteste Zuschauersportart ab. Georgien gehört dort wohl zur zweiten Stärkeklasse, sie dominieren die Europameisterschaft, wobei das quasi eine Art 2. Liga des Rugbys ist. Ich habe eigentlich keine Ahnung von dem Sport und den Modus, aber so verstehe ich das. Laut Wikipedia spielen die erfolgreichsten europäischen Mannschaften England, Frankreich, Irland, Italien, Schottland und Wales in einem unabhängigen Turnier („Six Nations“), eine Art inoffizielle Europameisterschaft. Georgien befindet sich auf dem 11. Rang der World-Rugby-Weltrangliste. Das so als Einordnung.

Bei tkt.ge, wo man quasi Tickets für alles bekommt, habe ich dann das Spiel gegen Irland gesehen und beschlossen, das auf jeden Fall mitzunehmen. Zusammen mit einem Freund von Tornike war ich dann dort, es war mein erstes Rugby-Spiel überhaupt, ich hatte keinen Plan von den Regeln, aber es war gute Stimmung und auch sehr interessant, auch wenn gefühlt die Mannschaften ewig auf der Stelle stehen, dann der Ball zehn Meter weiter geht und sie dann dort ewig auf der Stelle stehen. Ob das Rugby-Fans, die nichts von Fußball verstehen, auch über Fußball sagen würden?

Georgien gegen Irland.

Mit ungefähr halbvollem Stadion! Kaum zu glauben…

Zwei Tage später musste ich nochmal in die Universität für meine Aufenthaltsbescheinigung, was ich mit dem Besuch eines verlassenen Sowjet-Schwimmbades verbunden habe.

Meine Universität, die ივანე ჯავახიშვილის სახელობის თბილისის სახელმშიფო უნივერსიტეტი = Ivane Javakhishvili Tbilisi State University).

Zwischen Schwimmbad und Universität liegt der გმირთა მოედანი (Helden-Platz), ein riesiger, 51 Meter hoher „Pfahl“, aufgestellt zu Ehren der gefallenen Soldat*innen im Georgisch-Abkhazischen Krieg. Im Denkmal sind die Namen von mehr als 4.000 georgischen Opfern eingraviert. Laut Wikipedia ist das etwas vermischt mit den Opfern des Kampfes gegen den Einmarsch der Roten Armee 1921, einem Aufstand 1924 und denen des Fünftage-Krieges in 2008.

Zwei Soldat*innen halten jeden Tag Wache.

Irgendwie hatte ich von dem Schwimm-Sport-Komplex „Laguna Vere“ mitbekommen und nach der Lektüre dieses Blogartikels wollte ich unbedingt dorthin. Vor Ort war es gar nicht so einfach, aufs Gelände zu kommen. Aber zwei Georgier*innen, die sich drinnen befanden und die zu einem Laden gehörten, der sich im ehemaligen Eingangsbereich befindet, ließen mich hinein, nachdem ich signalisiert hatte, dass ich einfach nur Fotos machen möchte.

Hereinspaziert!

Und dann ging’s rein – und es war wirklich großartig:

Es ist total irre. Mitten in dieser vollen und zugebauten Stadt findet sich die Ruine dieses populären sowjetischen Wassersport-Komplexes. Gras wächst in den Schwimmbecken, Bäume auf der Tribüne. Natürlich ist es kochend heiß. Irgendwie ein Ort, wo die Zeit stehen geblieben ist.

Und eben nicht nur irgendein Schwimmbad, sondern ein Weltklasse-Wassersport-Komplex, in dem vor allem Wettkämpfe ausgetragen wurden.

Die Tribüne bot Platz für 5.500 Zuschauer*innen. Zum Komplex gehörten ein Fitnesscenter, Sauna, Büros, Cafés und ein PK-Saal. Die Pressetribüne ist sogar unten im Bild ganz seicht zu erkennen.

Es fühlt sich ein bisschen wie in წყალთუბო (Tsqaltubo) an. Der Bau stammt aus dem Jahr 1978, laut ExUtopia wurde er von den Architekten Shota Kavlashvili, Guram Abuladze und Ramaz Kiknadze umgesetzt, wobei die Kunstinstallationen und Mosaike von Koka Ignatov stammen.

Grade auch mit den Häusern im Hintergrund ist es ein sehr sowjetisches Bild, finde ich.

Überall liegen Reifen rum, kaputte Autoteile ohne Ende. Es war (oder ist?) wohl eine Autowerkstatt oder dergleichen hier. Und diesen Lada hat hier jemand vergessen. Die Reifen sehen wirklich sehr lustig aus. Ob er noch fährt?

Unten sind einige laut bellende Hunde. Als ich mich dann doch runter traue, kommt mir ein wild gestikulierender Mann entgegen, der mir laut irgendwelche Dinge zuruft, die ich natürlich nicht verstehe. Aber die Botschaft ist eigentlich auch so eindeutig. Ich mache mich auf den Rückweg.

Am nächsten Tag bin ich dann nochmal unterwegs in der Stadt. Fußball, endlich wieder! Es ist Champions-League-Zeit. Also Qualifikation, versteht sich. Und der georgische Meister ist dafür qualifiziert. Der FC Iberia 1999 (aka „Saburtalo“) trifft im Hinspiel der 1. Qualifikationsrunde auf den Malmö FF aus Schweden.

Letztes Spiel für mich im მიხეილ მესხის სტადიონი (Mikheil-Meskhi-Stadion).

Es ist ordentlich Stimmung da und sogar etwa fünfzig schwedische Anhänger sind mitgereist.

Halbzeitpause heißt für mich: Platzwechsel.

Ich glaube, es dürfte niemanden überraschen, dass Saburtalo das Spiel mit 1:3 verloren hat. Übrigens auch das Rückspiel eine Woche später mit demselben Resultat.

Auch die 2. Runde der Conference-League-Qualifikation verlor Saburtalo, wenn auch knapp in der Verlängerung, gegen den FCI Levadia Tallinn aus Estland. Also kein internationales Geschäft diese Saison.

Und mit diesen sogar noch recht aktuellen Sportergebnissen verabschiede ich mich für heute. Habt es gut und bis bald!