Akhaltsikhe und Vardzia

Georgien
News
Autor:in

žuk

Veröffentlichungsdatum

19. August 2025

Seit Mattheus mich besucht hat und wir in ახალციხე (Akhaltsikhe) und ვარძია (Vardzia) waren, ist schon wieder so viel passiert. Es kommt mir vor, als wäre das schon Monate her, dabei sind es nur wenige Wochen. Doch jetzt berichte ich erstmal davon.

ახალციხე (Akhaltsikhe) liegt etwas westlich von ბორჯომი (Borjomi). Der Name bedeutet übersetzt neue Festung. Die Stadt ist die Hauptstadt der Region სამცხე-ჯავახეთი (Samtskhe-Javakheti) und hat ca. 18.000 Einwohner*innen.

Sehenswert ist vor allem die Festung ახალციხე (Akhaltsikhe), die ursprünglich aus dem 9. Jahrhundert stammt. Die Stadt war öfter Schauplatz von Kriegen Russlands gegen das Osmanische Reich, was auch an der Festung zu sehen ist, in der eine Moschee steht.

Nachdem ich Mattheus am Flughafen Kutaisi abgeholt hatte, nahmen wir am nächsten Morgen die Marshutka nach ხაშური (Khashuri), wo wir in die nach ახალციხე (Akhaltsikhe) umstiegen. Dieses Detail wird noch wichtig werden.

Nach unserem Ankommen im Guesthouse fing es gleich an zu regnen und zu gewittern. Als wir uns grade auf den Weg zu etwas essbarem machen wollten, hörte es auf, die Sonne kam an einem Rand wieder raus und es gab unfassbar schönes Licht. Also schnell zur Burg!

Im Mai 2011 wurde die Burg umfangreich restauriert und zwar sehr gelungen, wie ich finde.

Und es gab sogar zwei Regenbögen!

Es gibt wohl Leute, die im Zuge der Restauration von einer „Disney-isierung“ sprechen (im negativen Sinne). Ehrlich gesagt kann ich das nicht wirklich nachvollziehen. Ich finde es keineswegs überbordend oder zu verkitscht. Ich finde es vor allem hübsch.

Überall gibt es was zu entdecken.

Zum Beispiel auch diese wunderschönen Holzbalköne.

Beim Georgisch essen in vegan verliebt sich Mattheus kurzerhand (und eigentlich auch erwartbarerweise) in ნიგვზიანი ბადრიჯანი (Nigvziani Badrijani, oft auch Badrijani nigvzit) – gebratene Auberginen gefüllt mit Walnusspaste.

Erinnert ihr euch noch an das Detail mit dem Umstieg? Ich habe bei der Gelegenheit mein Ladekabel samt Powerbank in der Marshutka liegen lassen. So ein Mist. Mattheus hat sich glücklicherweise einen Großteil der Telefonnummer des Marshutka-Fahrers gemerkt – die stehen nämlich sehr häufig markant im Innenraum – und so können wir sie rekonstruieren. Levan und Saleko übernehmen das Telefonieren und sorgen dafür, dass ich mein Ladekabel am Abend des nächsten Tages am Marshutka-Bahnhof werde abholen können. Das ist super cool und auch irgendwie im positivsten Sinne sehr georgisch.

Und dann geht es nach ვარძია (Vardzia). ვარძია ist eine mittelalterliche Höhlenstadt, erbaut im 12. Jahrhundert. Angefangen von Giorgi III., wurde es von der legendären Königin Tamar vollendet, die hier auch schon einmal zur Aussprache gekommen ist.

Anfangs gab es noch ganz aufgeregtes, wolkiges Wetter.

ვარძია liegt eine gut anderthalbstündige Marshutka-Fahrt südlich von ახალციხე (Akhaltsikhe). Die Marshutka fährt schon um 10.35 Uhr und die letzte leider schon um 15 Uhr zurück, also lediglich zweieinhalb Stunden Besichtigung vor Ort (viel zu wenig für uns). Zuvor fahren wir jedoch durch das Tal des მტკვარი (Mtkvari), dem Fluss, der auch durch თბილისი (Tbilisi) fließt. Und was ist das bitte für ein unfassbar schönes Tal! Es ist wirklich unglaublich. Christof und Claudia haben in diesem Tal, glaube ich, etwa eine Woche verbracht, ich weiß sofort, warum.

Kurz überlegen wir, ob wir unsere ბორჯომი (Borjomi) Pläne nochmal umschmeißen und nicht das Tal (ohne Wanderwege) hinaufwandern, verwerfen die Idee dann aber doch.

Es ist ein wirklich wunderschönes Tal!

Leider haben wir uns gegen den Audioguide entschieden, so müssen wir uns mit Wikipedia und Wander-Lush unsere Informationen zusammenklauben. Das geht auch: In über 3.000 Wohnungen konnten 50.000 Menschen leben. Eine Wohnung bestand aus drei Räumen. Darüber hinaus gab es auch die üblichen Geschäfte und Institutionen einer Stadt: Weinkeller, Kirche, Bäckereien, Stallungen, Apotheken. Sogar Wasserleitungen gab es.

Erhalten sind von den tausenden Räumlichkeiten nur noch 750 (Wikipedia), da viele durch ein Erdbeben 1283 zerstört wurden.

Immerhin sind die 641 verbliebenen Räume (Wander-Lush) auf über 13 verschiedene Etagen verteilt, das ist wirklich beeindruckend. Teils gehen die Höhlen 500 Meter in den Berg hinein, manche sind über 150 Meter lang und es gibt zahlreiche Tunnel und Verbindungen zwischen den Höhlen.

Wie ihr merkt, die Zahlen variieren nach Quelle etwas. Wander-Lush spricht von über 6.000 Räumen auf 19 Etagen.

Zahlreiche Schwalben wohnen in den Höhlen.

Der wohl berühmteste Blick auf die Höhlenstadt.

25 Weinkeller hat es in ვარძია gegeben. Hier sieht man, wie die Amphoren zur Herstellung des Weins integriert waren.

Über 200 Mönche lebte hier zu Hochzeiten. Nach einer langen Pause kehrten Ende der 80er Jahre wieder Mönche nach ვარძია zurück, heute sind es fünf Mönche und drei Novizen.

Es ist etwas seltsam, dass dieses Wunderwerk, dass die Georgier*innen hier vor Hunderten von Jahren geschaffen haben, kein UNESCO-Weltkulturerbe ist – aber vielleicht kommt das ja noch eines Tages.

Wir kommen natürlich überhaupt nicht hin mit der Zeit und müssen uns ab der Mitte sehr beeilen, noch unsere Marshutka zu bekommen. Leider ergattere ich keinen Fensterplatz, sonst würden jetzt noch einige Fotos dieses bildschönen Tals folgen. Unterwegs haben wir übrigens auch ein sehr nettes Ehepaar aus Sachsen getroffen, mit denen ich mich unterhalten habe. Deutsche gibt es in Georgien wirklich überall ;)