Saburtalo

Georgien
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Autor:in

žuk

Veröffentlichungsdatum

14. Juli 2025

საბურთალო (Saburtalo) ist der Stadtteil, in dem ich wohne, und mit der Zeit habe ich ihn lieben gelernt. In diesem Blogartikel möchte ich euch einige wundervolle Seiten საბურთალოს (Saburtalos) zeigen. Dafür habe ich die letzten Wochen bei meinen Spaziergängen sehr oft die Kamera mitgenommen und ganz viele Fotos gemacht. Bereit? Dann starten wir rein.

Das ist die Karte von თბილისი (Tbilisi). Es ist nicht alles drauf, es geht nämlich im Südosten und im Norden noch sehr viel weiter, allerdings reicht das für den Überblick. Ich finde, die Stadt ist in etwa wie ein kleines t geformt und der Querstrich dieses t’s ist საბურთალო (Saburtalo). Saburtalo liegt damit nordwestlich des Zentrums, das sich ungefähr da befindet, wo auf der Karte „თბილისი“ steht.

Ursprünglich war საბურთალო nur eine Vorstadt, die sich dann aber während der zunehmenden Bebauung in der Sowjetzeit zu einem eigenen Stadtteil entwickelte. Großen Anteil dürften die verschiedenen Universitäts-Niederlassungen daran gehabt haben. Geografisch von Ost nach West befinden sich in საბურთალო Niederlassungen der Technischen Universität (aus den 30er Jahren), der Medizinischen Universität (aus den 70er Jahren) und der Tbilisi State University (TSU, aus den 80er Jahren). Architektonisch ist der Stadtteil sehr geprägt von sowjetischen Wohnblocks aus verschiedenen Plattenbauphasen sowie von zahlreichen Plattenbauten aus der Zeit nach 1990. Wie ich schon öfter beschrieben habe, entstehen eigentlich auch an allen Ecken und Enden neue Hochhäuser/Plattenbauten (der Übergang zwischen beiden Bezeichnungen dürfte fließend sein…).

საბურთალო gehört meines Wissens nach zu den teureren Wohnvierteln in თბილისი (Tbilisi), nach ვაკე (Vake). Meinem Eindruck nach wohnen vor allem viele Familien in საბურთალო, Wikivoyage sagt, dass es auch viele Studierende gibt, die hier wohnen, allerdings glaube ich, dass sich das in Grenzen hält, da Studierende in der Regel zu Hause bei ihren Eltern wohnen. Laut Wikivoyage wurde საბურთალო „in den letzten Jahren stark gentrifiziert und die studentische Bewohnerschaft sowie Arbeiter werden von der Oberschicht verdrängt“.

Ein spannendes Phänomen, das sehr prägend für საბურთალო ist, sind die Doppeleinbahnstraßen ვაჟა-ფშაველას გამზირი (Vazha-Pshavela-Avenue) und ალექსანდრე ყაზბეგის გამზირი (Aleksandre-Qazbegi-Avenue), die jeweils eine fünf- bis sechsspurige Einbahnstraße darstellen, die sich jeweils durch ganz საბურთალო ziehen und damit Verkehrsknotenpunkt Nummer eins sind. Gleichzeitig sind beide aber auch wichtige Einkaufsstraßen, an denen Geschäfte oder Shopping-Malls liegen. Auch diese Straße war eine große Motivation dafür, mir ganz am Anfang meines Aufenthalts hier Noise-Cancelling-Kopfhörer zu kaufen.

Und zuletzt ist wichtig zu erwähnen, dass საბურთალო seine eigene Metro-Linie hat, die საბურთალოს ხაზსი (Saburtalo Line). Diese verläuft durch den ganzen Stadtteil zum სადგურის მოედანი (Sadguris Moedani, Station Square), wo die Umstiegsmöglichkeit zur ersten Linie besteht und wie der Name schon andeutet auch zum Hauptbahnhof. Die Linie wurde am 1979 eröffnet, 15 Jahre nach der Eröffnung der ersten Linie. 1992 wurden zahlreiche Stationen umbenannt, 2002 und 2017 gab es zwei Erweiterungen nach Westen, seitdem ist die letzte Station სახელმწიფო უნივერსიტეტი (Sakhelmtsipo Universiteti, State University). Dass die letzte Metro-Station von 2017 ist, sieht man ihr allerdings nicht so sehr an. Das liegt vermutlich auch daran, dass der Bau schon 1985 begann, dann aber wegen finanzieller Löcher unterbrochen werden musste.

Zur Seilbahn hab ich schon was in „Neue Blicke auf die Stadt“ geschrieben.

Diese Brücke ermöglicht den Übergang zum Ortsteil ბაგები (Bagebi) – dort, wohin auch die Seilbahn steht. Direkt dahinter ist übrigens auch die Deutsche Schule in თბილისი (Tbilisi).

Dieses Bild konnte ich vor einem halben Jahr noch nicht machen, denn da war an dieser Stelle noch mächtig Baustelle. Jetzt steht ein nigelnagelneuer Tunnel dort, der den Verkehr vermutlich sehr vereinfacht. Es ist ein Sinnbild თბილისის (Tbilisis): Der rote Rindenmulch, der viele Beton, der 80er-Jahre-Brutalismus. Und natürlich viel Verkehr.

Betoniert ist das Stichwort. Gefühlt ist hier nämlich alles betoniert – oder asphaltiert. Auf der anderen Seite ist საბურთალო sehr grün (nicht im Winter!), viele Bäume stehen zwischen den Platten, genauso wie viele Spielplätze, Sträucher und ab und zu auch ein paar richtig schöne Gärten. Leben lässt es sich hier schon gut. Das ist übrigens ein Park auf dem Weg zu mir (einfach dem Weg folgen).

In aller Regel wartet dann diese Katze darauf, gestreichelt oder unbeabsichtigt erschreckt zu werden.

Der Blick aus meiner Haustür raus.

Und andersherum: Auf meine Haustür, unten rechts.

Die Saburtalo-Skybridge ist eines der schönsten Gebäude in საბურთალო, finde ich.

Vor allem der Blick auf საბურთალო lohnt sich.

Von hier oben gibt es einen schönen Überblick über die verschiedenen Plattenbauten საბურთალოს.

Und auch die Kräne an den Grenzen im Westen, der immer mehr baulich erschlossen wird, gehören irgendwie zum Stadtbild mit dazu.

Das ist „mein“ Schrottauto, an dem ich immer vorbei laufe, wenn ich zur Metro gehe, und auch noch öfter. Von solchen und ähnlichen Exemplaren gibt es in den „Labyrinthen dieser Stadt“ zahlreiche – und ich finde das sehr sympathisch.

Die etwas weniger romantische Variante davon sieht dann so aus.

Von beiden Varianten findet man jedenfalls genug…

In თბილისი und besonders საბურთალო gibt es – im Gegensatz zum Rest Georgiens – auch ganz schön viele Katzen.

Diese Platte an der Ecke ალექსანდრე ყაზბეგის გამზირი (Aleksandre Qazbegi Avenue) und მიხეილ თამარაშვილის გამზირი (Mikheil Tamarashvili Avenue) ist für mich ikonisch für die Sowjetunion.

Ebenso in den Labyrinthen საბურთალოს vertreten: Garagen, in denen meistens keine Autos stehen, sondern die zum Lagern von irgendwelchen Dingen (teilweise auch einfach nur Schrott) genutzt werden.

Hier auch nochmal schön zu sehen. In manchen wird auch Gemüse oder Käse verkauft.

Das Bild ist zwar von der Metro-Station წერეთელი, aber es hätte genausogut in den alten Stationen der საბურთალოს ხაზი (Saburtalo Line) gemacht worden sein können, denn auch deren Rolltreppen sind noch aus Holz. Tatsächlich habe ich das erst durch Christof und Claudia erfahren und erst auch gar nicht glauben können. Aber tatsächlich, die Rolltreppen sind quasi komplett aus Holz (auch das, worauf man steht).

Und apropos მეთრო თბილისი (Metro Tbilisi): Das ist die Metro-Station ტექნიკური უნივერსიტეტი (Teknikuri universiteti = Technical University).

Die andere Seite und sogar mit Bahn.

Wir setzen die Katzen-Serie fort mit dieser hier.

Erinnert ihr euch an den Eisenbahnwaggon, der zu einem Gartenhaus umfunktioniert war? Letztens habe ich diesen Waggon entdeckt, der offensichtlich eine Garage geworden ist.

Auch das ehemalige Autobahn-Ministerium, in dem heute die Bank of Georgia (საქართველოს ბანკი) beheimatet ist, gehört auch noch ganz knapp zu საბურთალო. Davon werde ich ausführlicher nochmal in einem eigenen Blogbeitrag berichten.

Faszinierend ist auch, wie individuell gestaltet die genormten Platten eben doch alle sind. So viel kann man da entdecken!

Das war mein kleiner Einblick in საბურთალო und ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen mit meiner Begeisterung anstecken. Ich war die letzten Tage auf Fahrt und erhole mich gerade noch davon. Morgen geht’s aber langsam wieder los. Habt es gut!